Letztes Wochenende, dicke Wochenendausgabe einer renommierten Tageszeitung. Eine Coachin (welch komisch klingendes Wort), 2. Versuch: ein weiblicher Coach (auch nicht besser) berichtet aus seinem / ihrem Berufsalltag. Mehr als ein Drittel der Frauen, wenn ich mich recht erinnere, planen ihre Karriere bewusst.
Und was bedeutet das? Sie planen ihren Aufstieg sorgfältig? Der Zufall soll ausgeschaltet werden? Wir reden und hören doch tagtäglich, dass unser Ziel diesbezüglich sein sollte, etwas zu tun, das wir gerne machen und demzufolge auch die Chance, es mit Leidenschaft zu tun. Deren Ziel ist, möglichst hoch auf der Karriereleiter zu klettern. Egal was, ob Kinderheim oder KZ, Hauptsache Chefin!
Das kann doch nicht stimmen, denke ich. Ich strebe doch Führung an, um etwas Bestimmtes zu realisieren! Oder? Dann lasse ich mich in meine Gedanken fallen und lasse Sie aus der Tief meiner Erinnerungen steigen. Ja, da sind sie, die eine bestimmte Position offenbar nur deshalb wollten, damit andere das tun müssen, was sie wollen. Aber was ist das genau? Tagesabläufe, Strukturen, das wird bedient! Kreativität, Neues? Fehlanzeige.
Ich will das nicht glauben. Eine Freundin aus dem persönlichen Umfeld ist im Pflegebereich eines Krankenhauses in Führungsposition. Also Frage ich sie. „Was denkst du, wie viel Prozent der Personen in deinem Umfeld, die in der Hierarchie weiter oben sind, nur wegen des weiter oben dort sind?“ Antwort: „90 Prozent“. Das ist der Grund, dass alles so zach ist. Das Ziel ist es, die Systeme zu erhalten und nicht zu entwickeln. Mir ist das so fremd, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass jemand aus einem anderen Grund in eine Führungsposition will, als dass er was inhaltlich gestalten will.
Und jetzt erinnere ich mich auch daran, wie eine sehr prominente Frauenpolitikerin im privaten Kreis gemeint hat, als ich ihr in der Hoffnung auf ihre Unterstützung von den Problemen mit der Umsetzung eines Projektes erzählte. Es ging darum, mehr Kundinnenorientiertheit / Patientinnenorientiertheit in eine Frauenklinik zu etablieren und namhafte Teile der ÄrztInnenschaft lehnten das ab. Die prominente Frauenpolitikerin und in der Stadt für diese Angelegenheit verantwortlich meinte nur: „Zahlt sich das dann aus?“
(© Alex Hubenov, fotolia.com)
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